(2015-329) Die heutige Ablehnung des GRÜNEN-Antrags für die Einführung eines sachsenweiten ÖPNV-Tarifs und einheitliche sowie kostengünstige Ticketangebote für Schüler, Studierende und Senioren durch die Abgeordneten von CDU und SPD im Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr stößt bei der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag auf Unverständnis.
„Unser Antrag bietet einen Ausweg aus dem sächsischen Tarifwirrwarr, besonders in den Übergangsgebieten zwischen den Verkehrsverbünden“, erklärt Katja Meier, verkehrspolitische Sprecherin der GRÜNEN-Fraktion. „Die Fahrpreisgestaltung an den Verbundgrenzen ist absurd. Warum man gleich deutlich mehr zahlen soll, nur weil man beispielsweise eine Station später aussteigt, erschließt sich vielen Fahrgästen nicht. Die Tarifvielfalt in Sachsen überfordert viele Nutzerinnen und Nutzer massiv.“
„Wer will, dass mehr Menschen Bus und Bahn nutzen, muss einen einfachen und kundenfreundlichen Zugang zum ÖPNV ermöglichen. Dazu gehört zwingend ein verständliches Tarifsystem. Gerade bei Personengruppen, die nicht über detaillierte Ortskenntnis oder große Erfahrung mit dem ÖPNV verfügen, ist eine komplizierte Handhabung eine große Hürde für die Nutzung. Ungewolltes Schwarzfahren durch gelöste Tickets, die eventuell auf Teilstrecken im Übergangsgebiet ungültig sind, erhöht den Ärger für Kunden und Personal“, argumentiert Meier.
„Die Einführung eines einheitlichen sachsenweiten Tarifs, der nicht nur in Nahverkehrszügen, sondern von Tür zur Tür, also auch in Straßenbahnen, Bussen und auf Fähren gilt, kann dabei helfen, die Nachfrage im öffentlichen Verkehr signifikant zu erhöhen.“
„Wirtschafts- und Verkehrsminister Martin Dulig (SPD), der im Wahlkampf seinen Wählerinnen und Wählern noch versprochen hatte, sich in einer künftigen Regierung verstärkt für einen besseren ÖPNV im Freistaat Sachsen einzusetzen, schiebt das Projekt eines sachsenweiten einheitlichen Tarifes auf die lange Bank. Anstatt tätig zu werden und das Problem des Tarifwirrwarrs endlich anzupacken, möchte die CDU/SPD-Koalition die Ergebnisse der Strategiekommission abwarten. Bei den Herausforderungen und Problemen des ÖPNV in Sachsen verbietet es sich aber, die aktuellen Schwierigkeiten auszusitzen und bis zur Vorlage der Ergebnisse der Strategiekommission den Kopf in den Sand zu stecken.“
„Wenn Staatsregierung und Wahlkreisabgeordnete von CDU und SPD tatsächlich das Ohr an der Basis hätten, wüssten sie, dass gerade im ländlichen Raum nahe der Zweckverbandsgrenzen absurd komplizierte und ungerecht teure Tarife existieren. Ein einfacher Blick auf die Tarifangebotsseiten der sächsischen Zweckverbünde würde helfen, statt für diese Erkenntnis die ÖPNV-Strategiekommission zu bemühen“, kritisiert die Abgeordnete.
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