Am 12.06.2017 – passend zum 200sten Geburtstages des Fahrrads – hatte die Landtagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen die Radebeulerinnen und Radebeuler zu einem öffentlichen Podiumsgespräch zum Thema Radverkehr eingeladen. Das Angebot mit der Landtagsabgeordneten und verkehrspolitischen Sprecherin der Landtagsfraktion Katja Meier, dem Geschäftsführer des ADFC Sachsen und der Radebeuler Stadträtin Eva Oehmichen ins Gespräch zu kommen, nutzten 25 radbegeisterte Gäste.
Als Einstieg übernahm Konrad Krause die Auswertung des Fahrradklimatest zu Radebeul. Die Stadt hat den aktuellen Test mit der Note 4,2 abgeschlossen und befindet sich damit unter dem Durchschnitt vergleichbarer sächsischer Städte. In einzelnen Punkten schneidet Radebeul sogar deutlich schlechter ab als der Durchschnitt, so z.B. werden zugeparkte Radwege und mangelnder Winterdienst auf den Radwegen insgesamt mit der Note 5 bewertet. Die ausführlichen Radebeuler Fahrradklimatestergebnisse gibt es hier:
http://object-manager.com/om_map_fahrrad_if_2016/data/2016/Radebeul.pdf
Die Radebeuler Stadträtin Eva Oehmichen schilderte kurz ihren Eindruck vom Stellenwert des Radverkehrs in der Stadtpolitik. Obwohl sehr viele Radebeulerinnen und Radebeuler das Fahrrad nutzen, spielt das Radfahren nur eine Nebenrolle in der Verkehrspolitik der Stadt. Ein aktuelles Radwegekonzept gibt es nicht, Verbesserungen müssen mitunter hart erkämpft werden. Das vergleichsweise schlechte Abschneiden von Radebeul kommt daher nicht so überraschend.
Die sich anschließende Diskussion war geprägt von gutem Fachwissen der Bürgerinnen und Bürger und von Schilderungen der täglichen Probleme im Straßenverkehr. So wurden detailliert Einbahnstraßen benannt, die für den Radverkehr geöffnet werden sollten, konkrete Plätze für Fahrradabstellmöglichkeiten benannt (z.B. an den Bahnhaltestellen an der Tarifzonengrenze). Viele Anregungen werden sicherlich von der Fraktion Bürgerforum/Grüne aufgegriffen und im Stadtrat thematisiert.
Radebeul hat im Gegensatz zu anderen Städten vergleichbarer Größe eine ADFC Ortsgruppe und einen Verkehrsrat. Durch diese beiden Gruppen bestehen also bereits jetzt Möglichkeiten auf „kurzem Draht“ mit dem Rathaus konkrete Probleme und Vorhaben anzustoßen, welche die Radverkehrssituation verbessern können.
Mehrfach angesprochen wurde eine Mitarbeit der Stadt Radebeul in einer noch zu gründenden sächsischen Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte (AGFS). Eine solche hatten CDU und SPD in Sachsen bereits in ihrem Koalitionsvertrag von 2014 versprochen. Hier könnten sich Kommunen untereinander beraten und Fachwissen zu guten Beispielen bei der Radverkehrsförderung austauscht. Eine solche AGFS, würde auch eine Chance für Radebeul bieten, wenn sie dazu beiträgt, dass nicht jede Kommune allein das Rad neu erfinden muss, sondern im kollegialen Austausch gemeinsam verkehrliche Lösungen für einen sichereren Radverkehr erarbeitet werden könnten.
Hier weiterhin Druck auf die Staatsregierung auszuüben, sagte Katja Meier ausdrücklich zu.
Fazit der Veranstaltung: Auch wenn Radebeul aktuell auf einem der hinteren Plätze im Fahrradranking steht, ist der Abstand zu dem Mittelfeld nicht sehr groß. Mit schnellen, preiswerten und einfach umzusetzenden Maßnahmen (z.B. Einbahnstraßenöffnungen) sollte es möglich sein beim Klimatest 2018 eine spürbare Verbesserung der Platzierung und damit eine Verbesserung der Situation für Radebeuler Radfahrerinnen und Radfahrer zu erreichen.
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