(2017-100) In Chemnitz werden in absehbarer Zeit keine Fernverkehrszüge halten – und das, obwohl die Anbindung an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn bereits jetzt mit Diesellokbetrieb möglich wäre. Die Staatsregierung plant im Gegensatz zum Nachbarland Thüringen keinerlei eigene Aktivitäten, um Chemnitz vor dem Jahr 2032 über die Mitte-Deutschland-Verbindung (MDV) Ruhrgebiet–Kassel–Erfurt–Weimar–Gera–Chemnitz an den Fernverkehr anzubinden. Das geht aus der Antwort der Sächsischen Staatsregierung auf eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Katja Meier (GRÜNE) hervor.
„Anstatt sich aus der Verantwortung zu winden, sollte die sächsische Staatsregierung schleunigst Verhandlungen mit der Deutschen Bahn AG und dem Freistaat Thüringen aufnehmen, um die Weiterführung des Angebotes über Gera hinaus bis Chemnitz zu ermöglichen“, fordert Katja Meier, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag.
„Die Stadt Chemnitz ist seit der Einstellung der Interregio-Züge im Jahr 2006 vollständig vom Schienenpersonenfernverkehr abgekoppelt. Dabei wird nicht nur die drittgrößte Stadt Ostdeutschlands, sondern die gesamte Region Südwestsachsen abgehängt. Dieser Zustand ist unhaltbar.“
„Im aktuellen Fernverkehrskonzept der Deutschen Bahn von 2015 ist die Anbindung von Chemnitz an das InterCity-Netz frühestens für das Jahr 2032 vorgesehen. Dann erst soll die Direktverbindung Chemnitz–Erfurt–Düsseldorf über Jena, Eisenach und Kassel im Zweistundentakt bedient werden. Voraussetzung ist jedoch die vollständige Elektrifizierung der Bahnstrecke Weimar–Gera–Gößnitz in Thüringen. Wann diese umgesetzt wird, ist noch fraglich.“
„Der Freistaat Thüringen hat in Verhandlungen mit der Deutschen Bahn ein tragfähigeres Konzept entwickelt, um bis zum Abschluss der Ausbaumaßnahmen auf der Strecke Weimar–Gera–Gößnitz ein provisorisches Fernverkehrsangebot zu schaffen“, erläutert Meier. „Bereits ab Dezember 2018 werden täglich drei InterCity-Züge von Gera aus in die Richtungen Köln, Düsseldorf und Kassel unterwegs sein – eine Diesellokomotive macht es möglich.“
„Mehr noch: Zwischen Gera und Gotha soll das Angebot auch mit Fahrkarten des ÖPNV nutzbar sein – die dadurch entstehenden Einnahmeverluste der DB AG werden vom Land ausgeglichen. Thüringen zeigt hier: Es ist möglich, mit Entschlossenheit und innovativen Konzepten auf attraktive Zwischenlösungen zu drängen. Die sächsische Staatsregierung hingegen gibt sich mit der Fernverkehrsanbindung ab 2032 zufrieden und spricht gar von einem Erfolg. Vorhandene Chancen lässt sie leider liegen!“, kritisiert die Abgeordnete.
„Obwohl die infrastrukturellen Voraussetzungen mit der durchgängig mit 120 km/h befahrbaren Strecke Chemnitz–Glauchau–Gößnitz gegeben sind, erklärt die Staatsregierung mit Verweis auf den eigenwirtschaftlichen Betrieb des Fernverkehrs durch die Deutsche Bahn ihren Unwillen, die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen. Ich erwarte von der Staatsregierung hier einen engagierten Einsatz für die Anbindung von Chemnitz an den Fernverkehr und keine faulen Ausreden.“
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